Der Kapitän geht von Bord

Mit Wirkung von 1. September 2006 wurde Herr Studiendirektor Dr. Peter Höfer vom Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus zum Schulleiter der Staatlichen Berufsschule II ernannt. Neun Jahre Amtszeit lagen vor ihm und der Schule. Nun heißt es schon wieder Abschied nehmen. Am 16. Juli 2015 wurde Herr Oberstudiendirektor Dr. Peter Höfer im Rahmen einer Feierstunde in den Ruhestand verabschiedet, der am 1. August 2015 offiziell beginnt.

Die Zahl der Ehrengäste und Festredner spiegelte die Wertschätzung für die Leistung unseres Schulleiters wider. Grußworte von Frau Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, Herrn Prof. Dr. Detlef Sembill, Herrn Kirchenrat Gerald Scheil und Herrn Bernd Rehorz, Leiter der Abteilung berufliche Bildung an der IHK für Oberfranken, bildeten den Auftakt der Veranstaltung. Herr Regierungspräsident Wilhelm Wenning ließ es sich nicht nehmen, die Festrede für unseren scheidenden Schulleiter persönlich zu übernehmen. Hierin wurde der Lebensweg von Herrn OStD Dr. Peter Höfer und speziell sein Wirken an unserer Schule besonders gewürdigt. Ein Abschiedsgeschenk anderer Art war die musikalische Ausgestaltung der Feier durch Mitglieder des Kollegiums und die Schülerin Saskia Porzelt.

(c) KBS Bayreuth
Die Aula der KBS war gefüllt mit den Ehrengästen und dem Kollegium der KBS.

Bei der Verabschiedung unseres früheren stellvertretenden Schulleiters, Herrn Gerhard Topinka, schrieb Herr Dr. Höfer: „Der erste Offizier geht von Bord!“. Diese Metapher möchte ich auch für unseren Schulleiter übernehmen: „Der Kapitän geht von Bord!“. Was zeichnet einen guten Kapitän aus? Er gibt das Ziel an, wohin die Reise geht. Aber er kümmert sich auch um seine Mannschaft, damit jeder das gemeinsame Ziel gesund und zufrieden erreicht. Auf diese Weise ist die Handschrift eines guten Kapitäns auch dann noch erkennbar, wenn er von Bord gegangen ist.

So kann auch Herr Dr. Höfer beschrieben werden. Zunächst musste er natürlich seine Mannschaft kennenlernen und mit gutem Beispiel vorangehen. Deshalb begrüßte er persönlich jeden Tag die anwesenden Kolleginnen und Kollegen. In den Pausen war er als Teil des Kollegiums meist im Lehrerzimmer anzutreffen. Zwanglose Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen waren ebenso möglich wie ein Rat oder eine Auskunft auf dem kurzen Dienstweg. Auch außerhalb der Pausen stand seine Bürotür für uns immer offen.

Es wundert somit nicht, dass Herr Dr. Höfer ein Netzwerker im besten Sinne war. Viele Neuerungen an unserer Schule waren nur deshalb möglich, weil Herr Dr. Höfer auf die Menschen zuging, Kontakte knüpfte und diese Kontakte zum Wohle seiner Schule pflegte.

Unserem Schulleiter lag aber auch das Wohl der ihm anvertrauten Kolleginnen und Kollegen am Herzen. Viele von uns sind überörtlich aktiv. Moderatoren, Evaluatoren, Fachmitarbeiter in der Regierung, Dozenten des Hauptseminars, Schulentwickler usw., usw. Für unseren Chef war die fachliche und menschliche Weiterentwicklung seiner Crew wichtig. Falls ein Angebot zu einer beruflichen Weiterentwicklung vorlag, wurden alle Register gezogen, damit die Kollegin oder der Kollege dieses Angebot wahrnehmen konnte. Denn Mitarbeiter mit Perspektiven sind motivierte Mitarbeiter. Diese Motivation kommt letztendlich unseren Schülern zu Gute.

Auch im Dialog mit Schülern ging Herr Dr. Höfer mit gutem Beispiel voran. Er suchte das direkte Gespräch mit ihnen und es lag ihm sehr daran, dass sich alle Schülerinnen und Schüler an der KBS wohl fühlen.

Bis hierher würde die Beschreibung auch auf andere, aufgeschlossene Schulleiter passen. Was machte aber Herrn Dr. Höfer im Besonderen aus? Er öffnete die Schule nach außen! Unter seiner Leitung wurde eine Vielzahl von Projekten angestoßen oder erfolgreich weitergeführt.

Viele externe Partner aus Politik und Wirtschaft waren regelmäßig zu Gast an unserer Schule. Oft ging es bei Vorträgen und anderen Veranstaltungen nicht nur um die fachliche Ausbildung unserer Schülerinnen und Schüler, sondern um allgemeinbildende Themen.

Mit Herrn Prof. Dr. Detlef Sembill, damals Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftspädagogik an der Universität Bamberg entwickelte sich eine überaus enge Zusammenarbeit bei der Ausbildung von Nachwuchslehrern. Am 15. Dezember 2009 wurde diese Zusammenarbeit besonders gewürdigt. An diesem Tag wurde der Staatlichen Berufsschule II Bayreuth der Status einer Universitätsschule verliehen.

Die Öffnung der Schule zeigte sich nicht nur in der Einbindung von externen Referenten und der Durchführung von regionalen Projekten. Unser Schulleiter wollte Schüler wie Lehrer mit andernen Ländern nachhaltig in Kontakt bringen, um Allgemeinbildung und Sprachkompetenz zu fördern.

Das Berufsbild des Euro-Industriekaufmanns wurde während der Amtsperiode von Herrn Dr. Höfer bei uns eingeführt und etabliert. Bei diesem Berufsbild ist ein dreiwöchiger Spanienaufenthalt fester Bestandteil der schulischen Ausbildung. Ein Schüleraustausch mit der Tamra Highschool in Israel wurde initiiert. Mit den Kolleginnen und Kollegen der Majanduskool in Estland verbinden uns nach zwei gemeinsamen Comenius-Projekten freundschaftliche Beziehungen. Als die Stadt Bayreuth eine Städtepartnerschaft mit Tekirdag in der Türkei aus der Taufe hob, war unsere Berufsschule Beteiligte der ersten Stunde.

Auslandsprojekte wurden grundsätzlich ermöglicht und unterstützt. Denn Herr Dr. Höfer vertrat stets die Überzeugung, dass bei solchen Projekten Erfahrungen vermittelt werden, die über den alltäglichen Unterricht weit hinausgehen. Selbstverständlich wurden deshalb auch Lehrkräfte ermuntert, Fortbildungen im europäischen Ausland zu besuchen.

Für Herrn Dr. Höfer war Schulleitung eine Teamaufgabe. Zum Team gehörten nicht nur sein ständiger Vertreter, sondern auch die beiden Mitarbeiter in der Schulleitung und die Kolleginnen im Sekretariat.

Geprägt von gegenseitigem Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung, konnten wir unter seiner Leitung das Schulschiff auf Kurs halten. Für mich als ständigen Vertreter des Schulleiters war die Zusammenarbeit mit ihm ein Glücksfall. Er vermittelte mir das Gefühl, mit ihm Partner auf Augenhöhe zu sein. Diese Zusammenarbeit hat mich nachhaltig geprägt.

Für seine Arbeit an unserer Schule und für unsere Schule möchte ich mich, auch im Namen der Schulfamilie, sehr herzlich bedanken. Wir wünschen Herrn Oberstudiendirektor Dr. Peter Höfer alles erdenklich Gute, viele schöne Erlebnisse im wohlverdienten Ruhestand und natürlich die allerbeste Gesundheit.

Bernhard Grünewald, Studiendirektor,
Ständiger Vertreter des Schulleiters